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Spitz – Mühldorf

·959 Wörter
Wachau Fluss Weingärten
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
Welterbesteig Wachau - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Etappe 4: Dieser Artikel

So ein schöner, sonniger Sonntagnachmittag. Es wäre doch schade ihn nicht für etwas Bewegung zu nutzen. Nach einem leckeren Stück Mohn-Himbeertorte und einer Tasse Kaffee mache ich mich deswegen auf in die Wachau, um diesmal meine Spuren auf der vierten Etappe des Welterbesteiges zu setzten.

Eigentlich hätte ich diese Etappe erst für den Herbst vorgesehen, wenn der Wein schon Trauben trägt und sich die Wälder in ihre bunte Tracht werfen, aber ein paar Bilder von der grünen Wachau in den sozialen Medien haben mein Interesse und Motivation geweckt, die prächtige Kulturlandschaft der Wachau auch im Sommer zu erleben.

Tausendeimerberg
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Am Marktplatz in Spitz an der Donau beginnt die heutige, rund 11 km lange Tour durch den Spitzer Graben, die sich nach Mühldorf großteils mit der Panoramatour Spitzer Graben deckt.

Ein malerisches Ensemble bildet der Dorfbrunnen mit der Kirche im Hintergrund. Letztes Jahr im Herbst ist der Kirchenturm noch eingerüstet gewesen, doch jetzt glänzt das renovierte Turmdach wundervoll in der Sommersonne. Unglaublich. Das Mosaik aus farbenreichen Dachziegeln bildet eine blühende Blumenwiese. Ausgesprochen gut gelungen.

Brunnen am Spitzer Marktplatz und dahinter Kirchturm der Spitzer Kirche mit farbenprächtigem Dach

Vorbei am Schloss Spitz-Niederhaus folge ich auf Kopfsteinpflaster der Friedhofgasse bis zum Einstieg auf den Pfad zum Tausendeimerberg. Im Frühling dieses Jahres habe ich diese Route schon einmal genommen, als ich zur Marillenblüte die erste Etappe der Jauerling-Runde gegangen bin. Man sollte meinen, dass ich mich deswegen schon auskenne, doch trotzdem folge ich dem falschen Weg. Aber nur ein paar Meter und ich merke mein Missgeschick.

Spitz – Aggsbach Markt
·1055 Wörter
Wachau Fluss Wald Blüte

Steil auf einem engen Pfad geht es hinauf zum Berg, wo einige Bänke und eine kleine Hütte warten. Ein paar Wanderer kommen mir entgegen. Ich warte kurz ab. Auf dem Berg treffe ich dann noch mehr. Sie alle sind hierhergekommen, um die schöne Aussicht auf Spitz und die Donau zu genießen. Flott laufe ich dann wieder den Tausendeimerberg hinunter zum Friedhof.

Heuriger Donabaum
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Nach dem Friedhof gelange ich in das kleine Dorf Radlbach, von wo aus meine Höhentour in die Weinhänge des Spitzer Grabens beginnt. Nach einem kurzen Anstieg passiere ich die Setzberghütte und durch Weingärten laufe ich wieder hinunter in den Spitzer Graben.

Dort begrüßt mich der frisch gekühlte Wein des Heurigen Donabaum und die Stempelbox. Im Weingarten steht zudem eine Bank. Perfekt für ein kleines, romantisches Weinpicknick. Man muss sich nur eine Flasche oder Gläschen Wein aus dem Kühlschrank nehmen und das Geld in die Geldbüchse einwerfen. Eine tolle Sache.

Weinstation Heuriger Donabaum und Stempelbox für den Welterbesteig im Spitzer Graben.

Ich trinke ein paar Schlucke aus meiner mitgebrachten Flasche, nicht Wein, sondern Wasser, und ziehe weiter. Es folgt nun ein etwas längerer Anstieg zu den Rieden Offenberg und danach Zornberg.

Smaragdeidechse
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Was raschelt denn da so im Gras und im Gebüsch? Bei jedem Schritt, den ich hastig mache, wuselt es sofort im Unterholz. Ganz ruhig, ohne eine Bewegung zu machen, bleibe ich angewurzelt stehen. Einzig meine Augen suchen fokussiert nach der Ursache, springen von Busch zu Busch. Und siehe da, ich sehe sie: kleine Drachen, in Grün, Smaragdeidechsen.

Sie fühlen sich auf den sonnigen Südhängen der Wachau besonders wohl. Dort können sie sich zwischen Weinbergsmauern und Büschen gut verstecken und sonnen. Bis zu 40 cm lang werden sie, wobei fast die Hälfte auf den Schwanz entfällt. Den können sie dann auch abwerfen, um Angreifer zu verwirren und schnell zu fliehen.

Die kleinen Tierchen dienten auch als Inspiration für die Qualitätsbezeichnung der Wachauer Weine. Ausgesprochen trockene und komplexe Weine mit einem Alkoholgehalt größer als 12,5 % werden von den lokalen Winzern mit Smaragd kategorisiert.

Zornberghütte
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Endlich komme ich in den Wald. Etwas Schatten und Kühle tut mir gut. Die Hitze hat mir schon erheblich zu schaffen gemacht. Jeder Tritt fällt mir schwer, obwohl ich ja noch gar nicht weit gegangen bin. Der Wald endet leider schnell und ich stehe schon wieder am Rande von Weinhängen. Der Ausblick in den Spitzer Graben ist wunderbar. Die Weinblätter bestechen durch ein saftiges Grün.

Weinhänge des Spitzer Graben bei Laaben. Grüne Weinreben.

Nanu, wo ist der Weg? Wo geht es weiter? Der Wegweiser ist ramponiert und markiert nicht mehr die richtige Richtung. Das Schild liegt am Boden. Ich wandere den Weinberg etwas auf und ab auf der Suche nach der Fortsetzung. Da, jetzt hab ich ihn gefunden. Versteckt hinter einem Felsen, durch das Gebüsch, am Rande des Waldes.

Bei der Zornberghütte lege ich nochmals eine kurze Aussichtspause ein. Wunderbar. Die Hütte ist heute ausgesprochen belebt. Sie öffnet in der Sommersaison an Wochenenden und führt lokale Weine der hiesigen Rieden.

Spitzer Graben mit Blick auf Donau, den Tausendeimerberg und die Ruine Hinterhaus.

Von nun an verläuft der Weg auch verstärkt im Schatten des Waldes. Die Landschaft verändert sich. Der Wein weicht Kiefern und Eschen. Für den Weinanbau bietet der Osthang in Richtung Mühldorf nicht genug Sonne. Sie sind bereits der Fuß des Jauerling, dessen Besteigung nach dieser Etappe folgt. Trotzdem sehr idyllisch im Wald. Die Äste wiegen sich im Wind.

Wanderweg im Spitzer Graben durch Kiefern und Eschen.

Mühldorf
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Schon erreiche ich Mühldorf. Doch das Ziel der Etappe, die Marktstraße in Mühldorf, lässt noch auf sich warten. Ein kleiner Umweg zu den Ortsteilen Niederranna und dann zur Burg Oberranna ist noch geplant. Es ist ein letzter kurzer Anstieg. Kurz vor der Burg Oberranna biegt der Weg ab, vorbei an einer Pferdekoppel, wo zwei Pferde grasen. Aber jetzt kehre ich über den Burgsteig, hört sich wilder an als er ist, wieder zurück in das Zentrum von Mühldorf und beende die Wanderung für heute.

Mit dem Nextbike düse ich dann wieder zurück nach Spitz. Ganz schön praktisch, wenn es nur bergab geht.

Update
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Im frühen Herbst des selben Jahres lief ich die Runde nochmals, um im Anschluss den Jauerling zu besteigen. Obwohl der Wein schon fast geerntet war, konnte ich doch noch ein paar vergessene Reben finden. Auch die Schlehe trug blaue Früchte und ich sah diesmal die Burg Oberranna aus der Ferne, die ich bei meinem ersten Besuch komischerweise übersehen hatte. Ein paar Impressionen dazu.

Welterbesteig Wachau - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
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