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Melk – Aggsbach Dorf

·1024 Wörter
Wachau Wald Stadt Schloss Kloster
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
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Welterbesteig Wachau - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Etappe 9: Dieser Artikel

Am späten Nachmittag setze ich meine Wanderung am Welterbesteig bei Sonnenschein in Melk fort. Ich parke in der Donauau beim Parkplatz der Wachauarena, wo jedes Jahr im Sommer ein spannendes Theaterfestival stattfindet, und überquere die Brücke zur Altstadt von Melk.

Barockes Stift Melk
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Über der Altstadt auf einem Felsen thront eindrucksvoll das Stift Melk. 1089 wurde es gegründet. Aber das heutige Erscheinungsbild hat mit dem ursprünglichen Kloster nicht mehr viel zu tun. Denn im 18. Jahrhundert wurde es gründlich saniert und durch einen prächtigen Barockbau ersetzt. Die Bibliothek beherbergt zahlreiche Manuskripte und Inkunabeln, die von den Mönchen des ansässigen Benediktinerordens im Mittelalter gefertigt wurden.

Auch Eingang in die moderne Weltliteratur fand die Melker Stiftsbibliothek. Umberto Eco ließ in seinem historischen Roman „Der Name der Rose“ den Erzähler der Geschichte, Adson von Melk, im Stift Melk ein einfaches Mönchsleben führen. Laut Eco hatte Adson in Melk ein Manuskript über seine Erlebnisse in Italien verfasst, das Eco dann überraschenderweise im 20. Jahrhundert in der Melker Stiftsbibliothek fand. Verbunden werden Melk und Italien für Eco über die Bibliothek und den Gründer des Benediktinerordens, Benedikt von Nursia, der in Mittelitalien im 6. Jahrhundert gelebt hat, und nach dessen Regeln auch die Mönche in Melk noch heute leben. „Ora et labora.“ Bete und arbeite.

In der Stadt gehe ich es noch gemütlich an und genieße die Atmosphäre. Ein kleines Stadtfest zieht viele Einheimische und Touristen an. Ganz schön viel Gewusel. Musik spielt, Menschen lachen und Kinder hüpfen in der Hüpfburg. Ich gönne mir noch ein Eis – zwei Kugeln – und dann ab zum Stift über Treppen. Die Bibliothek, eine Ausstellung und die Stiftskirche kann man gerne besuchen, wenn man mehr über das Stift erfahren und die Architektur bestaunen möchte.

Über die Pielach
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Nach dem Stift endet die Altstadt von Melk und es folgt ein längerer Abschnitt durch das Gewerbegebiet der Stadt. Wenn man noch Proviant für den Weg oder die nächsten Tage braucht, kann man sich hier gut versorgen. Ansonsten ist es neben einer stark befahrenen Straße ein langweiliger Abschnitt, weshalb ich einen alternativen Weg wähle.

Die Alternative folgt den österreichischen Jakobsweg und den Europäischen Fernwanderweg E6 und ist beschildert. Sie führt durch das Dorf Spielberg, wo ich einen Steg über die Pielach nach Pielachberg überquere. Ein Blick in die kristallklare Pielach offenbart unzählige Fische, die sich vor der Spielberger Wehranlage tummeln. Ob darunter auch einer der seltenen, großen Huchen ist? Die Pielach zählt zu den noch wenigen verbliebenen Flüsse mit natürlicher Huchenpopulation in Österreich.

Das Jonaskreuz auf einer Anhöhe oberhalb von Pielachberg.

In Pielachberg beginnt der erste längere Anstieg des Tages. Bis zum Jonaskreuz, von wo aus ich einen Blick auf Ötscher und die Alpen erhalte, überwinde ich gut 150 hm auf einer Straße. Der Aufstieg erfolgt ohne Schatten und die Hitze lässt mich gehörig schwitzen. Beim Jonaskreuz lege ich deswegen eine kurze Rast und Trinkpause ein. Auch eine Bank lädt zum Verweilen ein. Ab jetzt wechselt auch endlich der Untergrund von Asphalt auf Schotter.

Schloss Schönbühel
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Vom Jonaskreuz geht es nun wieder hinunter zur Donau und nach Schönbühel, wo ein weiteres Highlight dieser Etappe, das Schloss Schönbühel, wartet. Das Schloss mit seinem markanten Turm steht auf einem Felsvorsprung, etwas dahinter befindet sich das ehemalige Servitenkloster Schönbühel, welches aber vom Schloss verdeckt wird.

Schloss Schönbühel.

Von der Donau, beispielsweise durch eine Schifffahrt, ist dieses Ensemble gut zu erkennen. Beim Schloss startet nun der zweite und letzte Anstieg dieser Route, der aber auch wesentlich länger und anstrengender ist als der erste.

Servitenkloster Schönbühel.

Steil verläuft die ehemalige Hauptstraße des Ortes zum Schloss hinauf. Die Route führt dann nochmals zurück nach Schönbühel bis ich schließlich auf Feldwegen und Wiesen den Weg nach Berging suche. Der Weg ist ein bisschen mit Gras überwachsen, aber nicht schwer zu finden. Bei einem Blick zurück über die grün saftigen Wiesen erkenne ich noch das Stift Melk, meinen Startpunkt. Weit bin ich schon gekommen.

Rinderherde auf Wiese in der Wachau.

Kurz nach Berging treffe ich auf eine Angus-Rinderherde, die hier die Blumenwiesen abgrast. Eng stehen sie beisammen und rasten im Schatten. Bisher ist der Weg durchgehend in der Sonne gewesen und Bäume haben kaum Schatten geboten. Für diesen Teil der Wanderung ist guter Sonnenschutz auf jeden Fall wichtig. Aber jetzt ändert sich das.

Ab in den Dunkelsteinerwald
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Es geht in den kühlenden Wald, der nur mit kurzen Unterbrechungen fast durchgängig bis nach Aggstein Dorf reicht. Teilweise laufe ich auf breiten Forststraßen, teilweise auf kleineren, älteren Waldstraßen, teilweise auch auf kleinen Trampelpfaden. Viel niedere Vegetation ist zum Glück nicht vorhanden, weshalb ein vorankommen leicht fällt, abgesehen natürlich von der Steigung. Fichten, Buchen und Eschen prägen den Wald.

Bei der Bildbuche auf 512 m erreiche ich den Höchstpunkt der Etappe. Ein paar Bänke laden zum Rasten und Sonnen ein, ansonsten sieht man nicht viel, abgesehen von dem alten Buchenstamm, auf welchem ein Bild der Maria genagelt wurde. Somit handelt es sich um eine kleine Waldkapelle. Es ist die letzte Pause für mich bevor der Weg steil nach Aggsbach Dorf abfällt.

Ganz so einfach ist sicheres Hinunterkommen nicht. Der Weg ist steil und ich muss auf das Laub aufpassen, um nicht auszurutschen. Gleichzeitig verdeckt das Laub auch den Untergrund. Bei Nässe könnte es heikel werden. Zweimal muss ich auch umgefallene Bäume umgehen. Ich komme langsamer voran als erwartet.

Bildbuche im Dunkelsteinerwald.

Aber der Kammweg hat auch seine Vorzüge. Ein paar mal lichtet sich der Wald und lässt mich einen Blick auf die Ruine Aggstein werfen, die auf den nachfolgenden Hügelrücken sitzt und die Donau hier überwacht. Fast hätte ich sie jedoch nicht gesehen, weil ein einsamer Baum die Ruine verdeckt hat. Aber nur ein paar Schritte vorwärtsgegangen und schon konnte ich ihre steinerne Struktur im dunkelgrünen Bäumermeer ausmachen. Unten angekommen wartet dann auch der Stempel dieser Etappe auf mich. Danach laufe ich noch entlang des Aggsbach bis zur ehemaligen Schmiede, wo ich die Etappe beende.

Blick auf Ruine Aggstein im Dunkelsteinerwald

Nachdem die letzten Etappen des Welterbesteiges eher mau waren, war ich diesmal positiv überrascht. Zwar gibt es hier noch keine Weingärten, aber die zwei Sehenswürdigkeiten, Stift Melk und Schloss Schönbühel machen dies wett. Dazu kommt ein wunderbares Panorama auf die Donau und ins Alpenvorland.

Missgeschick: Ursprünglich war geplant gewesen, wieder ein Nextbike zunehmen. Doch leider gab es in Aggsbach Dorf keines mehr, so musste ich auf dem Radweg zurücklaufen.

Welterbesteig Wachau - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
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