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Hofarnsdorf - Rossatz

·1316 Wörter
Wachau Fluss Wald Hügel
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
  • Distanz 17,3 km
  • Anstieg 797 hm
  • Landschaft
Welterbesteig Wachau - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Etappe 11: Dieser Artikel

Der Herbst ist da! Und mit ihm eine schöne Wandertour. Nur mehr ein paar Etappen fehlen mir, um den Welterbesteig abzuschließen. Einzelne Regenwolken verdunkeln noch den Himmel, doch die Sonne wird sie bald verdrängen, zumindest laut Wetterprognose. An einem Sonntagmorgen mache mich auf den Weg nach Rossatz, wo ich mir ein Fahrrad ausleihe, um zum Start dieser Wanderung nach Hofarnsdorf zu radeln.

Die Arnsdörfer
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Beim Schloss Hofarnsdorf und der gleich danebenliegenden Kirche starte ich. Die ersten Kilometer verlaufen flach entlang der Donau am Radweg. Kaum zu glauben, vor ein paar Wochen war der Weg noch überflutet. Donausand am Wegesrand bezeugt noch diese Katastrophe, doch der Weg ist bereits freigeräumt und die Donau hat sich wieder in ihr natürliches Bett zurückgezogen.

Am gegenüberliegenden Ufer erblicke ich die Wehrkirche St.Michael, die auf einem Felsvorsprung die Donau überwacht. Der Welterbesteig führt an dieser Kirche nicht vorbei. Es sei denn man nimmt einen kleinen Abstecher auf der zweiten Etappe. Die Kirche wurde im Frühmittelalter auf einer keltischen Kultstätte erbaut und später im 16. Jahrhundert zur Festung ausgebaut.

In Mitterarnsdorf biege ich kurz in den Ort ab, um dann wieder auf den Radweg zurückzukehren. Abschließend führt mich der Weg noch nach Bacharnsdorf, wo der Dürnbach in die Donau entwässert. Ein römischer Burgus, dessen Reste in einem Gebäude integriert wurden, verweist auf die Bedeutung der Siedlung in der Antike. Die Befestigung war Teil des Donaulimes und sollte das römische Reich vor germanischen Einfällen schützen. Die flache Ebene um Arnsdorf bietet zudem fruchtbaren Grund für Landwirtschaft. Mit den Römern gelangte vermutlich der Wein in die Region. Beim Weingut Pammer befindet sich zudem die Stempelbox und daneben stehen gleich ein paar Flaschen Wein zum Verkauf.

Kupfertal
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Ab jetzt folge ich den Dürnbach ins Kupfertal. Dieser Weg wurde vermutlich schon von den Römern verwendet, um zur Donau und dem Burgus zu gelangen. Ein paar Steine bezeugen noch die Straßenbaukunst der Römer. Der Taleinschnitt eignet sich ideal dafür. Ansonsten wäre die Arnsdorfer Ebene nur beschwerlich zu erreichen. Steil fallen die Hügelflanken hinab zur Donau und verengen das Donautal.

Matschiger, feuchter Römerweg bei Hofarnsdorf im Dunkelsteinerwald

Zunächst ist der Weg zwischen den Weingärten noch asphaltiert. Doch das ändert sich, sobald der Wein dem Wald weicht. Dann geht es weiter auf Schotter und es wird richtig feucht. Ich fühle mich wie in einem gemäßigtem Regenwald. Farne, Moose und Pilze überziehen den Boden. Der dichte Wald verdunkelt den Himmel. Mystisch wäre es hier bei Nebel. Ich kann mir richtig vorstellen, wie römische Soldaten und Händler durch den Wald vor 2000 Jahren gingen.

Der Dürnbach führt noch immer viel Wasser. Leider überflutet er ein paar mal sogar den Weg. Es wird matschig. Gute Schuhe sind hier wichtig. Zweimal überspringe ich ihn, zweimal krieche ich durch umgefallene Buchen. Der Sturm vor ein paar Wochen hat auch hier ein paar Bäume mit sich gerissen.

Zum Seekopf
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Oben angekommen auf dem Kreuzberg lichtet sich der Wald und die Sonne zeigt sich. Nach Schenkenbrunn wäre es von hier nicht mehr weit. Doch der Weg führt zurück in den Wald.

Aussicht auf Schenkenbrunn und Dunkelsteinerwald von Kreuzberg. Wandertafel mit Richtungspfeilen.

Glücklicherweise fällt das Vorankommen nicht mehr so schwer. Kein Matsch oder steile Trampelpfade, sondern breite, gut entwässerte Waldstraßen. Eine gemütliche Waldwanderung. Eine große, wilde Brombeerbuschkolonie gibt den Blick auf Stift Göttweig frei, welches auf der letzten Erhebung des Dunkelsteiner Waldes sitzt. Noch eine Waldhütte und dann folgt auch schon der Anstieg zum Seekopf, den ich rasant bewältige.

Aussichtsturm Seekopf
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Den Turm kenn ich schon. Im vorangegangen Sommer hab ich ihn schon einmal besucht. Die weitere Route wird auch meiner Tour von damals folgen. Was ich damals bergauf gegangen bin, werde ich diesmal jedoch bergab gehen.

Weingärten um Rossatz mit Seekopf
·558 Wörter
Wachau Fluss Wald Weingärten

Die Aussicht, phänomenal! Da ist Spitz und der Jauerling dahinter, dort Stift Göttweig und Krems, und noch weiter schweift mein Blick tief ins Tullnerfeld.

Ausblick von Seekopf. Spitz und Jauerling.

Unterhalb des Seekopfs stechen die Felsen Narrenturm und Kienstockspitze aus dem herbstlichen Wald hervor und auf der gegenüberliegenden Donauseite die malerische Siedlung Wösendorf. Der Wein umringt das Dorf und zieht sich über Terrassen hinauf die Hänge.

Wösendorf in der Wachau umgeben von herbstlichen Weingärten und davor die Felsen der Steinernen.

Unterhalb des Turms brechen ein paar Wanderer auf nach ihrer Rast. Auch ich nehme noch einen Energieriegel zu mir und trinke bevor ich hinab folge.

Steinige Ries
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Den Weg kenne ich ja schon. Zunächst geht es leicht bergab zur Hirschwand. Den kurzen Klettersteig auf den Felsen übergehe ich jedoch. Darauf folgt einer der bezauberndsten Wege der Wachau, abgesehen vom Vogelsteig bei Dürnstein. Die Landschaft verwandelt sich. Der Boden wird karg und felsig. Dazwischen haben nur Föhren und vereinzelt Eichen Platz. Auch die ein oder andere Buche schmuggelt sich darunter. Ich bin im Naturschutzgebiet der Steinigen Ries angekommen.

Herbstlicher Waldweg mit Stein der das Zeichen des Welterbesteiges trägt.

Ausblicke über die Landschaft bieten sich genug. Doch ich muss vorsichtig sein. Der Weg ist teilweise stark ausgewaschen und Wurzeln erheben sich. Da heißt es nicht stolpern, vor allem weil es auch noch steil bergab geht. Je weiter es bergab geht, desto mehr versperren auch umgefallene Buchen den Weg. Bei einer muss ich einen weiten Umweg durch das Gelände wählen. Ein paar Fußspuren finden sich schon, aber der Umweg ist beschwerlicher als noch vor dem Sturm. Trotzdem versüßen die Blicke durch die Bäume den Abstieg. Hier auf die Kirche Weißenkirchen.

Weißenkirchen durch herbstliche Bäume.

Weingärten um Rossatz
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Endlich unten. Weit ist es nicht mehr. Der letzte Abschnitt führt entlang der Grenze zwischen Wald und Weingärten. Paar mal kurz steil hinauf und dann wieder hinunter, teilweise auf kleinen asphaltierten Straßen, manchmal durch die Weingärten. Die Blätter des Weins sind schon in ein leichtes Gelb getaucht. Die späte Nachmittagssonne verstärkt ihr Gelb noch.

Herbstliche Weingärten um Rührsdorf.

Der Dunkelsteinerwald wirft seinen Schatten über Rossatz. Ein paar Familien wandern mit ihren Kindern noch in den Weingärten. Am gegenüberliegenden Ufer liegt Dürnstein mit seiner Ruine hoch über der Stadt.

Einst wurde König Richard Löwenherz vom österreichischen Herzog auf dieser Ruine gefangen gehalten, damals noch eine mächtige Burg. Blondel, der Barde des Königs suchte im ganzen Land nach seinem besten Freund, dem König. Er schnappte Gerüchte auf und sang des Königs Lieblingslieder vor den Burgen des Landes, in der Hoffnung ihn zu finden. Bei Dürnstein stimmte eine schwache und heisere Stimme aus einem Kerkerfenster mit ein.

Mit Freude vernahm Blondel die Stimme. Er organisierte schnell zwei Pferde und Helfer und begab sich zur Burg bei Nachtanbruch. Während er mit bezauberndem Gesang den Burgherrn und die Wächter ablenkte, befreiten die Helfer Löwenherz. Und noch vor Tagesanbruch ritten sie gemeinsam zurück nach England.

Ruine Dürnstein und Stadt Dürnstein aus Richtung Rossatz.

So oder so ähnlich lautet zumindest die Legende. Alles davon entspricht natürlich nicht den Tatsachen, doch ein wahrer Kern steckt schon dahinter. Der österreichische Herzog nahm tatsächlich den englischen König Richard Löwenherz gefangen und hielt ihn unter Bewachung in Dürnstein fest. Im Kerker soll der gute König jedoch nicht geschmachtet haben. Dafür war sein Rang zu hoch.

Angeblich soll eine Ehrverletzung ausschlaggebend für die Festnahme gewesen sein. Während des dritten Kreuzzuges nach der erfolgreichen Belagerung von Akkon soll der Herzog seine Standarte auf den höchsten Turm neben jene des König Löwenherz gehisst haben. Richard ließ daraufhin die Standarte vom Turm werfen, weil er den Herzog als nicht ebenbürtig betrachtete. In der mittelalterlichen Gesellschaftshierarchie standen Herzöge unterhalb von Königen. Doch der Herzog sah sich als ebenbürtig mit Richard. Schließlich befehligte er eine der drei erfolgreichen Belagerungsarmeen. Nach dieser Ehrverletzung zog er mit seinen Truppen sofort zurück nach Österreich.

Nach Ende des Kreuzzuges kehrte auch Löwenherz heim. Dafür muss er jedoch auch durch die Länder des Herzog, der ihn sodann festnimmt und ein hohes Lösegeld für seine Freilassung verlangt, welches schlussendlich auch bezahlt wird. Den Sänger Blondel gab es ebenfalls. Er marschierte möglicherweise im dritten Kreuzzug mit der Entourage des Königs. Doch für seine Suche nach dem König gibt es keine Belege.

Fassade des Renessainceschlosses Rossatz am Kirchenplatz in Rossatz.

Abschließend laufe ich hinab nach Rossatz und beende meine Tour am Kirchplatz vor dem Schloss Rossatz. Eine ausgezeichnete Etappe, die auch viel Ruhe im Dunkelsteinerwald bietet. Einzig die vielen umgefallenen Bäume und der matschige Aufstieg durch das Kupfertal trüben etwas meine Begeisterung. Aber die Steinige Ries und der Aussichtsturm Seekopf sind lohnenswerte Ziele.

Welterbesteig Wachau - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Etappe 11: Dieser Artikel

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