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Spitz – Aggsbach Markt

·1055 Wörter
Wachau Fluss Wald Blüte
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
Jauerling-Runde - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Etappe 1: Dieser Artikel

Diesmal zieht mich ein ganz besonderes Ereignis in die Wachau: die Marillenblüte. Aufgrund des warmen Winters ist sie dieses Jahr etwas früher gekommen. Normalerweise blühen die Marillenbäume erst zwei Wochen später, Ende März und Anfang April. Diesen Abschnitt der Jauerling-Runde hab ich mir extra dafür aufgespart, denn zwischen Spitz und Willendorf liegt der Großteil der Marillengärten in der Wachau.

Am gegenüberliegenden Ufer, in Hofarnsdorf, erstrecken sich zudem auch noch etliche weitere Gärten, die von den Hochpunkten der Route ebenfalls gut einsehbar sind. Im Herbst wäre die Etappe sicherlich auch sehr malerisch gewesen, aber die Blüte gibt es eben nur einmal im Jahr und nur für eine kurze Zeit. Nach rund zehn Tagen sind die Blüten schon wieder verblüht.

Am Tausendeimerberg
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Ich starte zeitig in der Früh in Spitz, um den Ansturm der Blütenschaulustigen am Nachmittag zu entgehen. Mit der kurzen Laufhose fühlt es sich noch richtig frisch an. Ein lebhafter Wind kühlt mich zudem, doch schon beim ersten Anstieg auf den Tausendeimerberg packe ich meine Windjacke ein. Die Sonne scheint schon prächtig und sollte das Land bald reichlich erwärmen.

Kirchturm Spitz. Die Knospen sind noch verschlossen und blühen nicht.

In der ursprünglichen Routenplanung der Jauerling-Runde ist der Tausendeimerberg nicht enthalten, dort biegt man beim Schloss Spitz ab. Allerdings lohnen sich die zusätzlichen Höhenmeter, ungefähr 80 davon. Nachdem ich einen steilen Trampelpfad überwunden habe, bietet sich mir ein wunderbarer Blick über Spitz, nach Hofarnsdorf, zur Ruine und in den Spitzer Graben.

Ein paar Bänke und ein Automat, gefüllt mit Wein, laden zum Rasten und Aussichtgenießen bei einem Gläschen Wein ein. Im Herbst kurz vor der Weinernte ist das Panorama sicherlich noch eindrucksvoller, wenn alle Reben Trauben tragen. Der eigentümliche Name des Hügels leitet sich von der reichen Weinmenge her, die auf diesen Weinberg wächst. 1000 Eimer Riesling soll er der Herrschaft Spitz geliefert haben. Hinab geht es dann über einen asphaltierten Weg zum Friedhof von Spitz. Der erste und kleinste Hügel meiner Wanderung ist damit geschafft.

Ruine Hinterhaus
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Nach einem kurzem Bergabstück überquere ich kurz vor der Zugunterführung den Spitzer Bach. Schon geht es wieder steil bergauf zur Burg durch einen Laubmischwald. Eine kurze Rast und Fotopause lege ich bei einem romantischen Pavillon, vulgo Lusthaus, ein, der einen tollen Blick über das Donautal erlaubt. Eine Ausblickpause ist jedoch nicht unbedingt notwendig, da die Ruine Hinterhaus, die bald darauf folgt, noch ein weitaus umfassenderes Panorama bietet. Für ein Weinpicknick am Morgen wäre der Pavillon ein traumhafter Platz.

Das Waldstück endet just danach und schon geben karge Weinreben den Blick auf die Ruine Hinterhaus frei. Einige Stufen noch und ich stehe vor dem Tor der verfallenen Feste. Glücklicherweise gibt es hier keine grimmen, bewaffneten Bewacher mehr, nur eine freiwillige Spende zum Erhalt der Ruine kann beim Eintritt entrichtet werden.

Die Grundfeste der Ruine wurden im 13. Jahrhundert gelegt und bis ins 16. Jahrhundert wurde sie auch militärisch genutzt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Die Ruine ist sehr schön gepflegt und touristisch steht sie im Schatten der beiden Ruinen Dürnstein und Aggstein, weshalb sie weniger häufig besucht wird. Auf der Spitze des Burgfrieds, der ebenfalls begehbar ist, überblicke ich nochmals das Panorama über Donautal und Spitz, bevor es wieder zurück auf den Wanderweg geht, diesmal schnell und ohne längere Unterbrechungen bis nach Schwallendorf.

Ein flottes Waldstück
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Kurz nach der Ruine steigt der Weg wieder an. Ganz einfach zu finden ist er nicht. Das Laub des letzten Herbstes bildet eine gleichmäßige braune Fläche und erschwert mir das schnelle Laufen. Vorsichtig bewege ich mich voran, bei fehlender Bodensicht. Zum Wandern sollte das Laub allerdings keine Probleme machen.

Die Stürme des Winters haben den Laubmischwald und den Weg zudem erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Ich hüpfe und klettere über etliche umgefallene Bäume. Zweimal verliere ich fast den Trampelpfad. Waldarbeiten haben tiefe Furchen in den Waldboden gezogen und durchkreuzen den Weg. Dann hinab nach Schwallenbach wird es steil und rutschig. Bei dem vielen Laub heißt es aufpassen, um ja nicht zu häufig auf dem Po zu fallen. Im Frühherbst oder Spätsommer sollte das Laub weniger Probleme bereiten.

Marillenblüte zwischen Schwallenbach und Willendorf
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Und schon bin ich in Schwallenbach, ein kleines Dörflein mit mittelalterlichem Ortskern. Ab hier, auf der Ebene zwischen Schwallenbach und Willendorf, erstrecken sich die Marillengärten.

Auf der ehemaligen Hauptstraße laufe ich nach Willendorf. Links und rechts von mir blühen die Marillenbäume. Sie hüllen die Umgebung in ein prächtiges Weiß. Radfahrer düsen an mir vorbei. Autos findet man hier glücklicherweise kaum. Zeit für ein paar Schnappschüsse von der Marillenblüte.

Venus von Willendorf
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Kurz vor Willendorf biege ich ab und überquere die Gleise. Die Route nimmt diesen kleinen Umweg, um den Fundort der Venus von Willendorf zu streifen, die hier bei einer Ausgrabung gefunden wurde. Die Figurine erzählt von der langen Besiedlungsgeschichte der Wachau. Geschätzt wird sie auf 25 000 Jahre. Rund, mollig, breite Hüften. Eine Frauenfigur, aber was sie genau für die damalige Bevölkerung bedeutet hat, darüber debattieren heute die Archäologen. Eine Fruchtbarkeitsgöttin, Naturgöttin, oder das Abbild einer werdenden Mutter.

Das Original, welches lediglich 11 cm groß ist, befindet sich im Naturhistorischen Museum in Wien. In Willendorf hingegen steht nur ein menschengroßes Replikat. Beim Venusium, ein kleines Museum über die Venus, hole ich mir noch meinen Stempel ab und schon geht’s wieder bergauf.

Statue der Venus von Willendorf am Fundort in Willendorf.

Im Wald nach Köfering
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Zunächst folge ich dem Willendorfer Bach bevor es in den Wald auf einer kleinen Straße weitergeht. Der längste Anstieg dieser Etappe. Teilweise ergeben sich auch gute Blicke auf die Ruine Aggstein, die auf einem Felsvorsprung eindrucksvoll das Donautal überwacht. Besonders in Köfering, welches sich wie ein kleines Bergdorf an den Hügel anschmiegt, hat man einen uneingeschränkten Blick auf die Burg. Ein paar Marillenbäume stehen auch hier, aber die Gärten sind nicht mehr so gepflegt wie auf der Ebene im Tal. Die Steilheit des Geländes erschwert die Kultivierung.

Ort Köfering.

Ab Köfering beginnt dann ein etwas anstrengender Etappenabschnitt. Ein Forstweg führt hinauf zum Schlenkhof auf die erste Hügelkuppe. Ich kämpfe mich durch wilde Himbeerstauden hindurch und versuche ja nicht an den Dornen hängenzubleiben, um weder mich noch meiner Kleidung zu schaden. Ab dem Schlenkhof trifft man auf die Route der sechsten Etappe des Welterbesteiges und folgt dieser. Eine breite Forststraße führt über Serpentinen hinab nach Aggstein Markt, dem Zielort dieser Etappe.

Eine abwechslungsreiche Etappe, die man auch als Alternative zu den Welterbesteigetappen auf den Jauerling gehen kann. Der Frühherbst ist die ideale Wahl, aber während der Marillenblüte ist es einmaliges Erlebnis.

Jauerling-Runde - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
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