Nach einer leichten Wanderung am letzten Wochenende beschloss ich, am Feiertag eine anspruchsvollere Wanderung zu unternehmen. Ursprünglich wollte ich zwei Berge besteigen, den Tamischbachturm (2035 m) und die Tieflimauer (1820 m), aber den Gipfelversuch des zweiten Berges habe ich während der Wanderung gestrichen. Dazu später mehr.
Ich fuhr früh am Morgen nach Großreifling und folgte der Straße nach Erb bis zur Hackenbachschmiede, wo ich in ein kleines Tal abbog. Am Ende der kleinen Straße, direkt am Tamischbach, wartete ein Parkplatz auf mich. Vom Bachbett aus konnte ich den Berg, den ich heute bezwingen wollte, gut einsehen.

Ennstaler Hütte#
Am Morgen lag das ganze Tal noch im Schatten des Berges. Die Temperaturen waren kühl, aber als ich mich in Bewegung setzte, wurde mir schnell warm. Der Weg führte durch den Wald hinauf. Kurz vor dem Sattel wurde er steiler. Ich genoss es trotzdem sehr, vor allem die Aussicht ins Alpenvorland. Er endete vor der Ennstaler Hütte, der ältesten Hütte im Gesäuse.
Dort konnte ich einen ersten Blick auf den herrlichen Nationalpark Gesäuse werfen. Von der Hütte laufen mehrere Wanderwege weg, wobei ich jenen zum Gipfel des Tamischbachturms einschlug.
Zum Tamischbachturm#
Der Aufstieg war recht einfach, aber jetzt war ich der Sonne ausgesetzt, vor allem als ich die Baumgrenze überquerte. Oben angekommen genoss ich einen wunderschönen 360°-Blick ins Gesäuse und das Alpenvorland. Auf dem Gipfel hielten sich schon einige Leute auf. Ich setzte mich auf einen Stein und machte eine kurze Pause.

Auf dem Bild von links nach rechts: Hochtor und Großer Ödstein, Admonter Reichenstein und Sparafeld, Großer Buchstein mit St. Gallener Spitze und Kleiner Buchstein. Zwischen der St. Gallener Spitze und Kleiner Buchstein lassen sich auch die Haller Mauern ausmachen.

Abwärts traf ich wieder auf die Ennstaler Hütte. Ich verzichtete darauf, mein Wasser aufzufüllen, ein Fehler, den ich aber später bereute. Ich ging weiter über die verlassene Eggeralm zu meinem zweiten Gipfel, der Tieflimauer.
Die Sage um die Luckerte Mauer#
Die Alm war üppig mit Blumen und Gras bewachsen. Ich bemerkte einen ziemlich kuriosen Anblick. Da war ein großes Loch in einer Steinwand, die Luckerte Mauer. Um diese Steinformation rankt sich eine Sage.

Angeblich sei der Teufel durch die Steinmauer gekracht und hat dieses riesige Loch hinterlassen. Er wettete mit dem Pfarrer von Johnsbach, dass er ihm einen Stein von einem entfernten Gebirge bringen könne, bevor der Pater seine Messe beenden wird können. Kurz vor seiner Rückkehr wurde der Teufel müde. Er fürchtete, zu spät zu kommen, und so nahm er den kürzesten Weg, direkt durch die Steinmauer. Aber das half ihm nicht. Kurz bevor er in Johnsbach ankam, hörte er die Glocken der Kirche zum Ende der Messe läuten.

Als ich die Abzweigung zum Gipfel der Tieflimauer erreichte, entschied ich mich, nicht hinaufzugehen. Ich war schon ziemlich ausgepowert und hatte das Gefühl, dass der Auf- und Abstieg von ca. 300 Höhenmetern auf einem schwierigen Weg zu viel für mich sein könnte.

Also ging ich weiter auf dem Grat zwischen Tieflimauer und Kleinem Buchstein. Die Aussicht war spektakulär, vor allem auf das Buchsteinmassiv, aber die Wanderung war anstrengend und zehrte an meinen Kräften.
Langsam über die Schneckenmäuler#
Es war ein schwieriger Abschnitt und ich musste aufpassen, dass ich im Geröllfeld unterhalb der Tieflimauer nicht ausrutschte und ins Tal stürzte. Der Weg erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Zum Glück war er gut gepflegt und mit vielen Markierungen versehen, sonst wäre er im Schutt nur schwer zu finden gewesen. Es hat mir keinen Spaß gemacht, auf diesem brüchigen Untergrund zu laufen, und ich habe länger gebraucht, als ich dachte.

Nachdem ich die Tieflimauer umgangen hatte, befand ich mich auf dem Grat der Schneckenmäuler. Ein paar Mal musste ich meine Hände benutzen, um auf- und abzusteigen. Der Weg war teilweise ausgesetzt, da er zwischen zwei steilen Felshängen verlief. Aber auch hier war die Aussicht atemberaubend. Ich war erleichtert, als ich den Schutt hinter mir ließ, die steile Steinwand des Kleinen Buchsteins umging und wieder hinuntergehen konnte.
Der Abstieg#
Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich erschöpft. Während der Kammwanderung war mir das Wasser ausgegangen und die Sonne brannte erbarmungslos. Außerdem krampften meine Beine, was mir auf dem vorangegangenen kurzen Kletterabschnitten einige Probleme bereitet hatte. Ich weiß nicht, warum das so war, aber ich glaubte zu dem Zeitpunkt, dass der Mangel an Wasser und Nahrung ausschlaggebend für meine Erschöpfung war. Aber ein paar Tage später erfuhr ich, dass ich mich mit Covid infiziert hatte.
Im Gegensatz zu meinen letzten Wanderungen habe ich dieses Mal nicht viel gegessen. Ich fühlte mich nicht wirklich hungrig. Ich aß jetzt meine Müsliriegel in kurzen Abständen, in der Hoffnung, dass ich dadurch wieder Energie bekomme. Aber es war schwierig, sie ohne Wasser hinunterzubekommen.
Ich war so erleichtert, als ich endlich Wasserplätschern hörte. Einige Bäche flossen den Berghang hinunter. Und als ich einen überqueren musste, nutzte ich sofort die Gelegenheit, meine Wasserflaschen aufzufüllen und 1 l davon zu trinken. Meine Füße und Schuhe wurden durch die Überquerung ebenfalls nass. Es war ein schönes Gefühl, meine Füße in das Wasser einzutauchen.

Das letzte Stück der Wanderung verlief über Waldwege und Straßen. Einige Obstbäume säumten die Straße und es gab ein paar kleine Bauernhäuser. Es sieht wunderschön und sehr abgeschieden vom Rest der Welt aus. Zurück an meinem Parkplatz tauchte ich meine Füße wieder in das kalte Wasser des Tamischbachs. Es war so eine Wohltat nach dieser langen und anstrengenden Wanderung.