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  1. Tagestour/

Lafnitztal Grenzwächterrunde

· Lesezeit 4 min
Südburgenland Fluss Golfplatz Weingarten
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
  • Distanz 20,4 km
  • Anstieg 270 hm
  • Landschaft
Karte

Für einen kurzen Thermenurlaub im südlichen Burgenland bastelte ich mir diese Runde. Das Tourismusbüro in Stegersbach bietet zwar einige Routen zur Auswahl, doch keine mit einer solchen Länge. Die Grundlage bilden zwei beschilderte Wanderrouten: W1 Rundwanderweg Neudauberg und W11 Große Burgau Runde. Auch überlappt sich meine Kreation teilweise mit dem W7 Kuruzzenwanderweg, der mit etlichen Tafeln zur Geschichte der Region aufwartet.

Golfschaukel Stegersbach
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Am Thermenhügel, dort wo alle Hotels in Stegersbach stehen, beginnt meine Runde. Der erste Abschnitt führt mich vorbei an den gepflegten Fairways der Golfschaukel Stegersbach ⛳ Der Golfclub, mit 45 Löchern der größte Österreichs, weist eine junge Geschichte auf und ist eng mit der Entdeckung einer Thermalquelle in Stegersbach verbunden.

In den 1980ern suchte die OMV (Österreichische Mineralölverwaltung) nach ergiebigen Gasfeldern im südlichen Burgenland. Statt auf Gas stieß sie in rund 1000 m Tiefe auf ein großes Thermalwasservorkommen in Stegersbach. Die umliegenden Gemeinden wussten nicht so recht, wie sie die Quellen nutzen, welche Projekte sie unterstützen sollten 🤔 1996 entwickelte ein findiger Bauunternehmer einen Plan, der Gehör bei den Gemeindevertretern fand.

Golfspieler auf der Golfschaukel Stegersbach.

Auf der leicht hügeligen Landschaft um Stegersbach soll das größte Golfressort in Österreich entstehen, nach der Art der Skischaukeln im alpinen Westen, aber im flachen Burgenland eben für Golf, somit eine Golfschaukel. Damit verbunden sollen eine öffentliche Therme und etliche Thermenhotels gebaut werden. Nach der Golfrunde zur Entspannung in das Thermalbecken, so der Plan für den Tourismus.

Das Golfressort zahlt Pacht an die lokalen Grundeigentümer der landwirtschaftlich geprägten Region, damit auch diese von der Nutzung der Thermalquelle profitieren und nicht nur ferne Investoren. Alle waren sich einig und das Projekt wurde schließlich umgesetzt. 1997 wurde das Golfressort eröffnet 😊

Lafnitztal
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Ein paar kurze Anstiege und ich überblicke das Lafnitztal. Hinab zur Lafnitz bei Neudau komme ich alsbald. Vorbei an Äcker und ein paar Weingärten führt mich der Weg. Ob hier auch der Uhudler angebaut wird?

Der Uhudler 🍇 ist eine lokale Weinspezialität des südlichen Burgenlandes. Dabei handelt es sich um amerikanische Hybridsorten, die ohne Weinveredelung auskommt. Die Sorten wurden eingeführt, nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts die amerikanische Reblaus beinahe die gesamten europäischen Weinsorten im Burgenland ausgerottet hatte.

Von nun an folge ich bis nach Burgau der Lafnitz und ihren zahlreichen Mäandern. Die Lafnitz ist der letzte noch frei mäandernden, unregulierte Flachlandfluss in Österreich. Kaum erkennbar fließt sie gemächlich und langsam. An ihren Ufern wachsen Erlen und Weiden. Tief gräbt sie sich in ihr Bett und reißt hin und wieder Schotterbänke ein, um sich einen neuen Weg zu suchen.

Natürlicher, mäandernder Flusslauf der Lafnitz.

Dabei hat die Lafnitz nicht nur eine hohe Bedeutung für den Naturschutz, nebenbei dient sie auch seit Jahrhunderten als Grenze zwischen der Steiermark und dem Burgenland, vor 1918 sogar als Grenze zwischen Österreich und Ungarn.

Ostermarkt
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Kurz vor Burgau verlasse ich die Lafnitz und mache einen kleinen Abstecher in den Ort. Im Wasserschloss Burgau findet gerade ein Ostermarkt statt. Den lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Lokale Kunsthandwerker stellen hier ihre kleinen Schätze vor. Zahlreiche handbemalte Eier zieren die Verkaufstische.

Kaufen kann ich leider nichts, da ich die fragilen Eier ja noch weit transportieren muss. Schließlich ist erst rund die Hälfte der Strecke geschafft. Stattdessen staune ich über die Kunstfertigkeit der ausgestellten Gegenstände.

Kuruzzen
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Nach Burgau wende ich mich wieder der Lafnitz zu. Auf mich wartet eine weitere Sehenswürdigkeit: eine Tschartake. Als eingeschossige Türme mit Schilf bedeckt und einer hochziehbaren Leiter überwachten sie in der Vergangenheit die Grenze zwischen Österreich und Ungarn. Das war auch bitter nötig, denn zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurde die Region regelmäßig von türkischen Truppen und dessen Verbündeten überfallen. Das seichte Bett der Lafnitz stellt kein großes Hindernis dar.

Historische Nachbau einer Tschartake an der Lafnitz bei Burgau.

Im frühen 18. Jahrhundert gipfeln die Feindseligkeiten. Ungarische Kleinadelige, die sogenannten Kuruzzen, äußerten Unmut über die Herrschaft der Habsburger. Sie brandschatzten regelmäßig Ortschaften in der Grenzregion und verbündeten sich mit den Türken. Im Volksmund wird noch heute bei Ärger oder Verwunderung der Ausruf, “Kruzitürken!” 😠 verwendet. Die Aufstände wurden schlussendlich von der Habsburgischen Armee niedergeschlagen und die Kuruzzen flüchteten ins weit entfernte Siebenbürgen ins Exil.

Auch Scheiterhaufen, sogenannte Kreitfeuer, waren Teil dieser Verteidigungslinie. Näherten sich feindliche Soldaten der Lafnitz, gaben die Wachsoldaten Warnschüsse ab und zündeten die Kreitfeuer an, um die Bevölkerung zu warnen. Diese eilte sodann in die naheliegenden Burgen, während die dort stationierten Soldaten ausrückten, um den Rückzug der Wachsoldaten zu sichern.

Nach der Tschartake folge ich dem Fluss noch ein paar Kilometer flussaufwärts bis ich mich wieder den Hügeln zuwende. Steil geht es rauf zu einem Aussichtsturm, von dem ich das Lafnitztal gut überblicken kann. Auf den Alpenbergen im Norden liegt noch etwas Schnee. Gut zu erkennen ist außerdem der markante Felsen der Riegersburg, im Bild genau in der Mitte im Horizont (vielleicht das Bild vergrößern 😅).

Aussicht von Aussichtswarte Burgauberg.

Von dem Turm geht es dann zurück über die Hügel vorbei an Weingärten und Fairways. Im Herbst ist die Tour sicher recht ansprechend, wenn sich die Laubwälder und der Wein färben. Im März hingegen traf ich noch eine eher kahle Landschaft an. Der landschaftliche Genuss war deswegen nicht so groß. Aber zum Glück hatte ich schon einen warmen sonnigen Tag, wobei das im südlichen Burgenland eh Normalität ist.

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