Mit dem Zug reisen ich und meine Schwester ins Salzkammergut. Diese Region ist berühmt für ihre zahlreichen Bergseen und malerischen kleinen Dörfer und Städte, so wie beispielsweise Hallstatt oder Gmunden. Nach der letzten Eiszeit, vor etwa 10 000 Jahren, zogen sich die Gletscher der großen Bergmassive der Alpen zurück und hinterließen mehrere tiefe Becken. Im Laufe der Zeit füllten sich diese mit Wasser und bildeten zahlreiche Seen nördlich und südlich der Alpen. So entstand auch der Traunsee, dem heutigen Ziel unserer Reise.
Unsere Wanderung beginnt in Ebensee an der südlichen Spitze des Traunsees. Wir beschließen, zuerst auf den Großen Sonnstein (1037 m) aufzusteigen, um dann zum Kleinen Sonnstein (923 m) zu queren und abschließend nach Traunkirchen und dessen Kloster in der Mitte des Sees abzusteigen, wo eine Zughaltestelle auf uns wartet.
Großer Sonnstein#
Der Weg zum Gipfel des Großen Sonnsteins ist steil und steinig. In etwas mehr als 2 km überwinden wir rund 600 hm. Teilweise erreicht die Steigung rund 40 Prozent, weshalb wir gelegentlich unsere Hände für zusätzliche Stabilität zu Hilfe nehmen müssen. Wir überholen etliche Wanderer und auch einen kleinen Hund, der vor seiner Besitzerin den Berg unermüdlich erklimmt. Als wir endlich die Spitze erreichen, können wir einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge und den darunterliegenden See genießen. Der Sonnstein wird seinem Namen gerecht, so sonnig, aber auch sehr heiß. Es ist der erste wirklich heiße Tag des Jahres mit über 30 °C. Wir legen beim Gipfelkreuz zunächst eine Pause ein, um etwas Kraft für den zünftigen Weg zu tanken.
Kleiner Sonnstein#
Als nächstes queren wir zum Kleinen Sonnstein. Ein kurzes Stück erfordert ein wenig Trittsicherheit. Ein Eisenkabel dient zur Sicherung. Aber dieses heikle Wegstück kann auch leicht umgangen werden, wenn man nicht so trittsicher ist. Danach gestaltet sich die Wanderung einfacher, nur der letzte Weg zum Gipfel des Kleinen Sonnsteins steigt kurz wieder an. Dort wartet auf uns eine kleine Hütte, die an diesem Tag leider geschlossen hat. Auf diesem Gipfel erhalten wir einen noch besseren Blick auf den See und unseren Zielort, Traunkirchen. Gegenüber Traunkirchen auf der anderen Seite des Sees befindet sich der Traunstein, welcher majestätisch den See dominiert. Seine beeindruckende Felswand fällt über 1000 m in Richtung See ab.
Traunkirchen#
Als wir Traunkirchen erreichen, beschließe ich, ein kurzes Bad im Wasser zu nehmen. Ich ziehe mich bis zu meiner Unterwäsche aus, zum Glück ist es Polyester wie normale Badekleidung, und schwimme dann ein paar Minuten im See. Das Wasser ist erfrischend, nur 19 °C. Aber weil es so kalt ist, bleibe ich auch nicht lange. Nach ein paar Minuten fliehe ich wieder auf die warme Wiese. Es ist wunderbar, in diesem kristallklarem See zu schwimmen. Sogar einige Meter tief ins Wasser kann man blicken und die Fische, die nah an der Oberfläche schwimmen, sind ohne Schwierigkeiten zu erkennen.
Nachdem meine Unterhose nach kurzer Zeit wieder ausreichend trocken ist, ziehe ich mich an und wir besuchten das Kloster Traunkirchen. Es liegt auf einem kleinen Steinvorsprung, der in den See ragt. Heutzutage leben in diesem Kloster keine Mönche oder Nonnen mehr, da der Orden vor über 200 Jahren aufgelöst wurde. Stattdessen wird es als Sitz von zwei Vereinen für Wissenschafter und Künstler verwendet. Es gibt dafür auch eine kleine Galerie, in der die Arbeit lokaler Künstler ausgestellt wird.
Nach einem spannenden Tag fahren wir abschließend mit dem Zug nach Hause. Ärgerlicherweise verpassen wir den ersten möglichen Zug und müssen dann noch eine weitere Stunde warten. Nicht jeder Zug hält in Traunkirchen. Aber trotzdem ist diese Tour gut mit dem Zug zu machen und schnell von Linz aus erreichbar.