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  1. Tagestouren/

Dürrenstein und Badevergnügen im Lunzer See

·980 Wörter
Eisenwurzen Berg Alm See Wald
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
  • Distanz 30,0 km
  • Anstieg 1604 hm
  • Landschaft

Um 6 Uhr morgens fahre ich circa 40 Minuten zu der kleinen Ortschaft Kasten bei Lunz, mit dem Ziel den Dürrenstein (1878 m) zu erklimmen und danach noch die drei Seen beim Abstieg in Richtung Lunz mitzunehmen. Alles in allem eine besonders lange, herausfordernde Tour, die einen frühen Start erfordert.

Durch den Lechnergraben
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Es ist noch angenehm kühl und frisch. Gänsehaut bildet sich auf meinen Unterarmen, während ich auf dem Parkplatz in meine kurze Laufkleidung für heute schlüpfe. Der Dürrenstein wirft noch seinen weiten Schatten über das Ybbstal bei Kasten. Ein paar hundert Meter vom Parkplatz entfernt liegt das Tor zu diesem Massiv, der steile Lechnergraben.

Ein kleines Bächlein eilt rasch ihn hinunter und das Gras unten im Tal wird noch von Tau umhüllt. Der Gang durch die Wiese: eine feuchte Angelegenheit. Der Aufstieg durch den Lechnergraben bietet kaum Schwierigkeiten und geht stetig bergauf. Zum Glück hat der Bach nicht viel Wasser, weil es tagelang nicht geregnet hat, sonst wäre der Lechnergraben sicherlich ein schwieriger Abschnitt gewesen.

Blumenwiese auf der Wiesenalm am Dürrenstein.

Nach dem Überwinden des Grabens öffnet sich eine weite leicht wellige Hochebene, dessen höchste Erhebung der Dürrenstein ist. Der Pfad teilt sich zudem. Einer führte zu der Ybbstaler Hütte (1343 m), meinem nächsten Ziel und der anderen zum Grünloch, dem kältesten Ort in Österreich und sogar in Mitteleuropa. 1932 wurden –52,6 °C dort gemessen. Das Grünloch bildet einen Kaltluftsee, weshalb dessen Temperatur weit unter jene der restlichen Umgebung fallen kann. Daher ähnelt die Vegetation auch eher einer Tundra.

Ybbstalerhütte und Wiesenalm
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Der Weg zur Ybbstaler Hütte führt durch wunderschöne Bergwiesen, die mit prächtig blühenden Blumen übersät sind, darunter Trollblumen, Narzissen und ein paar Bäume, vorrangig Latschen. Die Blütenpracht endet jedoch abrupt, als ich einen Weidezaun überquerte.

Steinbrocken deuten den Weg zur Ybbstaler Hütte an.

Bald höre ich das Klingeln von Kuhglocken. Die Hütte sehe ich schon von der Ferne. Ich folge den Pfaden zur Hütte. Aufgepasst vor Kuhfladen, die hier immer wieder verstreut herumliegen. Die Kühe weiden und ruhen sich aus in Gruppen. Aber bald bin ich bei der Hütte. Ein Wandererpaar bereitet sich gerade zum Aufbruch vor, aber noch rasten sie an einem der Tische neben der Hütte. Ich könnte mir dort Getränke oder Essen bestellen, aber ich überspringe eine Pause vorerst. Erst oben am Gipfel will ich bei guter Aussicht eine einlegen.

Traumhafte Wiesenalm bei der Ybbstaler Hütte.

Gipfelrast am Dürrenstein
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Der Weg zum Dürrenstein setzt sich sanft nach oben fort und mit jedem Schritt erlange ich ein besseres Panorama. Die Landschaft verändert sich. Der Dürrenstein enthüllt nun, warum er seinen Namen bekommen hat. Dürr von Dürre, also kaum Wasser. Die Moorkiefern und ein paar Grasflecken bleiben die einzige Flora. Felsen dominieren den Anstieg und in Dolinen befindet sich noch Schnee, gut vor den warmen Sonnenstrahlen versteckt.

Der Dürrenstein ist Teil der nördlichen Kalksteinalpen. Diese Berge zeichnen sich durch riesige Felswände, Dolinen und tiefe Höhlensysteme aus. Über Tausende von Jahren grub sich Wasser durch den löslichen Kalkstein und hinterließ ein ziemlich raues Gelände. Alles Wasser versickert schnell und sprudelt wesentlich tieferliegenden Lagen plötzlich hervor.

Gipfel des Dürrensteins von der Ferne beim Aufstieg.

Zum Glück blies eine kühle Brise. Mir wurde schon warm. Ich konnte schon den Gipfel und seinen gewundenen Weg vor mir sehen. Ich fülle meine Wasserflaschen bei der Legsteinquelle, der letzten Wasserquelle vor dem Berggipfel, nochmals auf und nun kann der letzte Abschnitt meines Aufstieges erfolgen.

Kurz vorm Gipfel stark abfallende Felswände des Dürrensteins.

Beim Gipfelkreuz genießen einige Wanderer bereits die wunderbare Aussicht. Sie können weit, weit in die Alpen sehen an diesem klaren, sonnigen Tag. Sogar ein Hund hat es zum Gipfel geschafft und trinkt etwas Wasser aus seiner Schale.

Große Felsenmauern fallen von Süden und Osten zum Tal. An diesen Hängen liegt der Rothwald, der letzte Urwald Österreichs. In ihm wurde noch nie Holz gefällt und damit noch nie aufgeforstet. Der menschliche Einfluss ist marginal. Heute ist er der Kernbereich des UNESCO Weltnaturerbes Dürrenstein-Lassingtal. Luchse und vielleicht auch Bären finden in diesem Wald Zuflucht.

Panorama am Gipfel des Dürrenstein.

Vor meinem Abstieg trinke ich noch und esse meine Nüsse. Der Rückweg nach unten führt vorbei an der Herrenalm (1327 m). Schon während des Abstiegs kann ich einen Blick auf den Obersee werfen. Er ist einer von drei großen Seen in dieser Region – Obersee, Mittersee und Lunzer See. Sie sammeln das ganze Wasser, welches sich auf dem Dürrenstein ansammelt.

Obersee, Mittersee
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Obersee in Lunz von Herrenalm aus.

Wiederum grasen viele Kühe genüsslich auf dieser Alm. Die Hütte Herrenalm ist ein besonders altes Gebäude. Die Mauern bestehen aus großen Steinbrocken und sie soll schon im Mittelalter errichtet worden sein. Auch hier erhält man Getränke und auch eine Übernachtung ist möglich.

Steinerne Herrenalmhütte inmitten von Fichten

Ich setze meine Wanderung in Richtung der drei Seen fort. Der folgende Teil der Wanderung ist weniger atemberaubend. Den Großteil der Strecke gehe ich auf einer breiten Forststraße. Ich komme an einem hohen Wasserfall, dem Ludwigfall, vorbei, wo das Wasser in einem tiefen Loch verschwindet, um später wieder aufzutauchen. Schließlich ziehe ich auch vorbei an den beiden oberen Seen. Die Umgebungstemperatur steigt kontinuierlich an, je mehr ich absteige. Der mittlere See ist bei meiner Wanderung im Juli schon besonders trocken, nur mehr eine kleine Lacke besteht.

Lunzer See mit Schloss Seehof
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Den Abschluss, oder Beginn, je nachdem von wo man kommt, markiert das Schloss Seehof, ein alter Gutshof des Klosters in Gaming, welches nicht weit von hier liegt. Nachdem der Klosterorden im 18. Jahrhundert durch die Josephinischen Reformen aufgelöst wurde, wurde das Anwesen und sein riesiger Waldbesitz verkauft.

Eingangstor des Schlosses Seehof am Lunzer See

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstand Karl Kupfelwieser es mithilfe der generösen Mitgift seiner Frau und restaurierte das Schloss in einem Neobarocken Stil. Seine Frau gehörte der Familie Wittgenstein an, die einst eine der reichsten Familien in Europa war. Sie war eine Tante des Philosophen Ludwig Wittgenstein. Noch heute erhalten ihre Nachfahren das Schloss und den reichen Besitz.

Zum Abschluss meiner Wanderung folge ich dem Seeweg zurück nach Kasten. Der See ist äußerst beliebt bei Badenden an diesem heißen Tag. Kinder plantschen am Ufer, ein paar Menschen schwimmen hindurch, tauchen unter und Tretboote folgen wie Bojen den Wellen. Ein anstrengender Tag geht für mich zu Ende.

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