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  1. Tagestouren/

Hochschwab über Aflenzer Staritzen

·898 Wörter
Eisenwurzen Berg Alm
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
  • Distanz 28,7 km
  • Anstieg 1902 hm
  • Landschaft

Wieder starte ich früh, so wie letzte Woche bei meiner Wanderung in Lunz, diesmal sogar um 5 Uhr. Wiederum prophezeit die Wettervorhersage einen heißen Tag. Auch die lange Anreise erfordert den frühen Start. Der frühe Vogel fängt den Wurm oder in meinem Fall besteigt den Hochschwab (2277m). Diesen Berg setzt ich mir zum Ziel, etwas höher als der Dürrenstein, und über die Aflenzer Staritzen, dem langen Hochplateau des Hochschwabgebirges, will ich mich ihm nähern. Der Rückweg geht dann über die Dullwitz.

Gamssteig
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Direkt von meinem Startplatz aus, dem Parkplatz am Seebergsattel, beginnt schon der Anstieg. Zuerst durch einen kurzen Waldabschnitt, den Seebergwald, und dann über saftige Bergwiesen auf den Gamssteig, welcher zum Schluss etwas steinig wird. Im Wald muss ich zwei umgestürzte Bäume umgehen. Der direkte Weg auf die Seeleiten ist sicherlich auch eine ansprechende Alternative.

Aufstieg über den Gamssteig mit sonniger Aussicht auf die steirischen Voralpen.

Der frische, kalte Tau, welcher auf den Blumen und Gräsern klebt, kühlt meine Knöchel und Beine. Gegen Ende des Wiesenabschnitts quere ich auch meine erste Quelle, die Bruchtalquelle. Meine Wasservorräte sind noch gut gefüllt, weshalb ich nur eine Flasche nachfülle, nachdem ich bei der Quelle eben jene Flasche etwa zur Hälfte ausgetrunken habe.

Ab jetzt beginnt der steile Abschnitt des Gamssteigs. Ich muss sorgfältig ein Geröllfeld überqueren, das den Weg nach oben vorgibt. Aber mein rascher Höhengewinn ermöglicht mir bei Pausen, eine erstaunliche Aussicht über den Seegaben zu genießen. Ein bisschen Morgendunst verdeckt noch die umliegenden Täler, jedoch hier oben strahlt schon die Sonne munter. Blauer Himmel.

Aflenzer Starizen
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Endlich oben auf dem Hochplateau auf rund 1800 m – eine kleine Pause gönne ich mir jetzt und lasse meinen Blick über die Aflenzer Staritzen streifen. Bis zum Hochschwab muss ich jetzt nur mehr leicht auf und ab gehen. Eine sanfte Brise trocknet die letzten Schweißtropfen auf meinem Gesicht. Das Plateau ist hochalpin, daher ist die Flora zwischen langlebigen Schnee- und Steinfeldern auf Gras und Blumen beschränkt. Ich erkenne einige Alpenrosen.

Bewimperte Alpenrose am Hochschwab.

Nur wenige Tiere können in einer solchen Landschaft überleben. Von weitem erblicke ich ein paar Gämsen und ein Steinbock kreuzt sogar meinen Weg genau vor meiner Nase. Allerdings verschwindet er eine Felswand hinunter bevor ich meine Kamera für ein Bild zücken kann. Auf nachfolgendem Bild am unteren Rand auf dem Stein sitzt ein anderer Steinbock.

Steinbock auf einem Felsen.

Auf dem Weg über das Plateau begegnen mir noch mehr Steinböcke, die sich auf den großen Schneefeldern gemütlich entspannen. Auch Murmeltiere treffe ich häufig an. Sie verschwinden schnell in ihren Löchern und sind schwer zu erspähen. Unüberhörbar hingegen ist ihr Alarmschrei, dessen Ton sich weit über die Ebene ausbreitet. Eine Kolonie mit ihren markanten Lochwohnungen quert mein Weg und ein Murmeltier bemerke ich im Gras, als ich zu einer kleinen Wasserquelle auf dem Plateau wandere.

Dort fülle ich mein Wasser vor dem Aufstieg in Richtung Schiestlhaus (2156 m). Es erfrischt mich und kühlt meine Brust wie ein Eisbeutel. Angenehm. Perfekt für heute. Als bald überquere ich ein Schneefeld. Nur nicht Ausrutschen. Aber zum Glück ist diese heikle Stelle nicht sehr lange.

Überquerung eines Schneefeldes.

Schiestlhaus
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Der Weg ist sonst ohne große Schwierigkeiten begehbar, aber ich habe auch einen klaren Tag erwischt. Oft wird das Plateau und der Hochschwab von Wolken verhangen, welche die Orientierung und Navigation extrem erschweren könnte. Es gibt nicht viele Punkte, um sich zu auszurichten, nur Steine.

Und wenn die Temperaturen auf dem Plateau auch noch fallen, kann es wirklich gefährlich werden. 1988 sind mehrere Wanderer verstorben, weil die Bergrettung sie tagelang im Nebel nicht finden konnte, obwohl sie schließlich nur unweit von der warmen, schützenden Hütte gefunden wurden.

Auf dem Weg zum Schiestlhaus am Hochschwab.

Das Schiestlhaus wurde in den 2000er Jahren als Passivhaus neu errichtet, nachdem die davor bestehende Hütte schon in die Jahre gekommen war. Als Passivhaus erzeugt es seine eigene Energie durch eine Fotovoltaikanlage, die am Dach angebracht ist. Dies ermöglicht eine autarke Energieversorgung. Für das Essen und Getränke müssen aber weiterhin Helikopter und Lastenträger, wohlgesonnene Wanderer, aufkommen. Andere Transportwege gibt es nicht. Dafür ist die Hütte zu abgelegen.

Gipfelkreuz des Hochschwabes vom Schiestlhaus aus.

Hochschwab
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Vom Schiestlhaus bis zum Hochschwab ist es nicht mehr weit und ich stehe daher bald vor dem Gipfelkreuz. Bereits unzählige Bergwanderer rasten um das große Kreuz. Von dort kann ich im Norden sogar den Dürrenstein sehen, auf den ich vor einer Woche gewesen bin. Zwei Paragleiter bereiteten am Gipfel ihren Flug ins Tal vor. Das Wetter ist heute ideal für ihr Vorhaben. Eine kontrollierte Brise erzeugt Dynamik und immer höher und höher trägt der Wind die Gleiter nach ihrem Absprung.

Paragleiter kurz nach dem Absprung vom Gipfel.

Dullwitz
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Für den Abstieg wähle ich den Pfad durch die Dullwitz nach Seetal. Während der letzten Eiszeit ist dieses Tal von einem massigen Gletscher bedeckt gewesen. Er hat sich auch in die Geologie des Tales eingeschrieben und es geformt. Der Weg ist von Geröll und Steinen überseht, was das Vorankommen gelegentlich schwierig macht. Ungefähr in der Mitte des Dullwitz liegt die Voisthalerhütte (1654 m). Diese wurde ebenfalls kürzlich neu errichtet, nachdem die alte Hütte abgebrannt ist.

Zwei Trailläufer laufen entlang des Wanderweges durch die Dullwitz.

Rund um die Voisthalerhütte kehren die Bäume wieder zurück. Meine Wege kreuzen sich mit etlichen Wandergruppen, die sich im Aufstieg befinden. Eine Zwei-Tages-Tour mit Übernachtung auf einer der beiden Hütten ist die angenehmere und weniger anspruchsvolle Variante. Zudem kann man dann den Sonnenaufgang am Hochschwab genießen. Der Weg durch den Wald ist nur mäßig steil und gegen Ende hin kann ich sogar die letzten Kilometer nach Seewiesen auf einer schönen flachen Schotterstraße laufen. In Seewiesen muss ich dann nur noch einen kurzen Waldhang zu meinem Auto hinauf überwinden. Geschafft.

Voisthalerhütte in Dullwitz.

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