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  1. Tagestouren/

Mystischer Druidenweg

·908 Wörter
Waldviertel Klamm Wald Steine
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
  • Distanz 10,2 km
  • Anstieg 492 hm
  • Landschaft

Eine große Blase zwang mich für dieses Wochenende eine kleine Laufpause einzulegen. Beim Laufen war sie zu schmerzhaft, aber Gehen geht glücklicherweise noch. Zudem wurde Hochnebel für den Morgen angesagt. Deshalb die Überlegung, einfach ein paar Höhenmeter höher in das Yspertal zu fliehen. In der Hoffnung, dass ich einen Blick auf ein Nebelmeer im Donautal werfen kann. Meine Schwester war auch für dieses Unterfangen zu begeistern und so fuhren wir am Morgen ins nahegelegene Pisching bei Ysper.

Geologie und Geschichte
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Hier ist der Zustieg für die Ysperklamm und der Start des Druidenweges. Die Gegend ist Teil des Granit- und Gneishochlandes, eines alten Gebirges, welches schon länger der Witterung trotzte und von Wind und Regen langsam zu einer sanften Hügellandschaft verformt wurde. Zurückgelassen wurden mächtige Steine, die verstreut über die Landschaft zu finden sind. Um diese Steine ranken sich etliche Sagen und Mythen. Könnten sie nicht doch auch von Riesen in die Wälder getragen worden sein?

Schon die Kelten waren fasziniert von diesen Steinen. Ihre Druiden sprachen den Steinen mystische Fähigkeiten zu und vollzogen ihre Rituale in der Nähe der Steine. Davon zeugen etliche menschengemachte Verformungen an den Steinen. Auch Einsiedler ließen sich hier immer wieder nieder. Weit abseits von Siedlungen suchten sie in den weiten Wäldern nach Einsamkeit und spiritueller Erleuchtung.

Die Klamm selbst und die hinunterstürzende Ysper wurden in den letzten Jahrhunderten vorrangig für den Transport von mächtigen Baumstämmen benutzt. Holz wurde reichlich benötigt als Bau- und Brennstoff für die expandierenden Städte. Dafür wurde die Klamm mit Treppen, Leitern und Brücken bestückt, um den stetigen Strom der Holzschwemme überwachen zu können und gegebenfalls einen Stau schnell lösen zu können.

Die Holzwirtschaft spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle, aber der Holztransport wurde auf die Straßen verlegt. Die Infrastruktur, die den Holzknechten erlaubte, die Klamm einfach zu durchwandern, blieb jedoch erhalten. So kann man einfach die Klamm ganzjährig durchsteigen. Ein wunderschönes Naturschauspiel.

Durch die Ysperklamm
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Kaum Autos stehen so früh am Parkplatz. Wir sind bei der Ankunft gerade mal das dritte. Es ist noch etwas frisch, aber der Tag versprach viel Sonne. Ein anderes Wanderpaar bereitet ihren Hund vor, der schon schwanzwedelnd seinen sonntäglichen Ausgang erwartet.

Eine Eingangschranke markiert den Beginn der Klamm. In den Sommermonaten muss man ein Eintrittsticket beim nahegelegenen Informationsstand am Parkplatz lösen. Die Tickets haben auch einen guten Zweck. Mit dem Erlös werden die Wege durch die Klamm erhalten und natürlich auch der Besucheransturm ein bisschen eingeschränkt. Im Sommer ist die Klamm nämlich ein beliebtes Naherholungsgebiet Aber in den Wintermonaten ist der Zugang frei, so können wir passieren.

Bald nach dem Eintritt bemerken unsere Ohren die veränderte Geräuschkulisse. Das wild hinabstürzende Wasser umhüllt die Schlucht in ein lautes Rauschen. Auch kühler wird es durch das viele Wasser. Kein Wunder, dass die Klamm sehr beliebt im Sommer ist. Über Trampelpfade, Stiegen und Brücken geht es stetig steil bergauf. Vorbei an Wasserfällen und Stromschnellen. Schon bald wird uns richtig warm, obwohl es kühl ist, aber der Anstieg lässt uns Keuchen und den Puls hochschnellen.

Insgesamt sind wir fast eine Stunde unterwegs bis wir die Klamm durchquert haben, das Rauschen des Wassers sich legt und wir wieder auf einem breiten, leicht ansteigendem Forstweg unsere Wanderung fortsetzen. Davor legen wir jedoch noch eine kleine Rast in einem Unterstand am Ende der Klamm ein. Hier wurde in der Vergangenheit das Wasser in einem Teich für die Holzschwemme aufgestaut. Der Damm brach jedoch in den 1950ern und wurde nicht mehr instandgesetzt.

Waldstück
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Unser nächstes Ziel sind die großen Granitblöcke, die den Wald hier säumen. Es geht ab jetzt weniger steil auf der Hochebene des Weinsberger Waldes hinauf. Zunächst führt der Weg auf einer Forststraße entlang. Teilweise, wenn der dichte Wald sich lichtet, bieten sich schöne Weitblicke über das breite Yspertal und hinaus. Eine Hochnebeldecke bedeckt jedoch das Alpenvorland und nur die fernen Alpenberge, wie der Ötscher, setzen sich wie schroffe Insel aus dem Nebelmeer ab.

Yspertal und Nebelmeer im Alpenvorland.

Magische Druidensteine
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Die erste markante Gesteinsformation, die wir erblicken, hat den etwas vulgären Namen Phallus und Vulva. Bis in die späte Neuzeit sollen Bauern noch Opfergaben zu diesem Stein gebracht haben, um für einen gemäßigten Winter zu bitten. Der Volksglaube erhielt so manche keltische Tradition. Der eigenartige Name der Formation rührt von einer kleinen Öffnung, durch die man durchkrabbeln kann. Nach dieser Öffnung wurden die Gaben zumeist platziert.

Bald nach dieser Steinformation biegt der Weg von der Forststraße wieder auf einen kleinen Waldweg ab. Die nächste Formation ist der Sitzende Hund und tatsächlich, wenn man sie aus etwas Entfernung betrachtet, gleicht sie mit etwas Fantasie einem versteinerten, sitzenden Hund. Allerdings muss es ein Hund von Riesen gewesen sein, denn die Steine überragen beinahe die nebenstehenden Bäume.

Jetzt sind wir auch in jenem Bereich angelangt, der die Inspiration für die Benennung des Rundweges war. Neben den sitzenden Hund findet sich hier eine ganze Ansammlung von großen Steinformationen: Stehende Schale, Großer Schalenstein. Hier sollen sich keltische Druiden in einem Steinkreis getroffen haben. Sie nutzten diesen mystischen Ort für ihre Rituale, zumindest finden sich an den Steinen etliche Spuren menschlicher Bearbeitung. In einer Höhle gleich in der Nähe sollen sie sogar gewohnt haben. Danach geht es wieder hinab ins Yspertal.

Leider war der Weg wegen Forstarbeiten gesperrt, wir konnten deswegen nicht die letzte Steinformation Sphinx besichtigen und mussten auf die breite Forststraße ausweichen. Diesen Winter hat der Wind hier etliche Schäden angerichtet und viele Bäume entwurzelt. Unten angekommen geht es dann recht flott zum Parkplatz zurück. Der letzte Kilometer dann auch auf der Straße.

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