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  1. Fahrradtouren/

Kaiser-Strecke

·1281 Wörter
Waldviertel Wald Fluss Hügel
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
  • Distanz 29,3 km
  • Anstieg 809 hm
  • Landschaft

Nach einer langen Radfahrpause hole ich wieder mein Fahrrad aus der Garage hervor. Meine letzte Ausfahrt liegt schon über ein halbes Jahr zurück. Diesmal habe ich Lust auf ein wenig Abwechslung, nicht nur immer Wandern und Laufen, einmal wieder mal Fahrradfahren. Noch die Luft in den Reifen überprüfen, aufpumpen und schon kann die Ausfahrt beginnen.

Die gewählte Strecke liegt beinahe vor meiner Haustüre, nur am gegenüberliegenden Donauufer. Die nahe Anfahrtszeit macht sie besonders attraktiv für mich, da ich nicht mehr viel Zeit bis zum Sonnenuntergang habe. Eine Wanderung mit längerer Anfahrtszeit fällt damit aus. Auch die Wetterdienste prophezeien für diesen Nachmittag unbeständiges Wetter. Einen Unterstand finde ich bei Regen eher im Wald und mit dem Rad kann ich schneller einen erreichen. Also fahre ich die kurze Strecke nach Persenbeug, wo sich der Startpunkt der Kaiser-Strecke befindet.

Eines vorweg, die Kaiser-Strecke ist ausgezeichnet gekennzeichnet und vor jeder Weggabelung befinden sich große Schilder, die schon von Weitem erkennbar sind. Die Kaiser-Strecke ist zudem nicht die einzige Mountainbikestrecke in dieser Region. Daneben gibt es noch die Sulzberg-Strecke und den Granittrail, der von Gmünd an der tschechischen Grenze über 150 km bis zur Donau nach Persenbeug quer durch das Waldviertel führt. So eine Tour wäre auch einmal eine Überlegung wert.

Über Wald und Felder nach Hofamt Priel
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Der Rundkurs der Kaiser-Strecke beginnt am Hauptplatz in Persenbeug. Von dort überquere ich kurz die Bundesstraße. Nur vielleicht 100 m Fahrstrecke auf dieser viel befahrenen Straße, bis ich rechts abbiege und ich mich sogleich im ersten kurzen Anstieg dieser Runde befinde. Zunächst noch auf Asphalt, bis es auf Schotter in den Wald und über einen Feldweg geht, wo der Anstieg wieder abflacht. Auf der leichten Anhöhe genieße ich dann auch sofort das Panorama über Ybbs und Persenbeug.

Blick nach Ybbs von Anhöhe über Persenbeug, davor Getreidefeld.

In Ybbs ist viel los an diesem Tag. Es wird ein Stadtfest gefeiert, welches ich nach Abschluss der Runde besuchen werde, um mich bei einer Bratwurst köstlich zu verpflegen. Jedoch nach der kurzen Fotopause setze ich schnell wieder fort. Erstes Donnergrollen in der Ferne ist schon zu hören.

Auf steilem Trail
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Die Route führt zunächst durch das Ortszentrum von Hofamt Priel und von da in die unscheinbare, kleine Straße nach Straßlmühl. Die Abzweigung wird markiert von einem kleinen Gedenkstein, der an ein grausames Massaker erinnert und gedenkt. Gegen Ende des Krieges wurden in Hofamt Priel 228 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter durch SS-Mitglieder ermordet. Die Täter konnten jedoch nie ausgeforscht werden und über Jahrzehnte wurde ein Mantel des Schweigens über dieses Massaker gelegt. Erst 1993 initiierte ein Holocaustüberlebender, der Wiener Arzt Dr. Ernst Fiala, die Aufstellung dieses Gedenksteines für die Opfer des Massakers.

In Straßlmühl biegt dann die Strecke auf den ersten steilen Waldtrail. Die ersten paar Meter kann ich noch treten, bis mir ein Spaziergängerpaar entgegenkommt und mich zum Absteigen zwingt. Der Weg ist für Gegenverkehr zu eng. Für ein erneutes Aufsitzen steigt der Trail für mich noch zu stark an. Ich schiebe mein Rad vorerst. Erst nach einer Kehre flacht es ab und ich versuche auf mein Fahrrad zu steigen. Es gelingt. Ab jetzt kurble ich mich langsam und mit viel Schweiß über kantige Steine und dicke Baumwurzeln.

Panorma auf Ybbs von Am Reithern in Hofamt Priel.

Kurz vor Am Reithern öffnet sich der Wald und ich überblicke die Donau und Ybbs. Etwas mulmig wird mir jedoch. Der Himmel hat sich merklich verfinstert und in der Ferne sehe ich Blitze und höre Donnergrollen. Im dunklen Wald ist der Wetterumschwung für mich verborgen geblieben. Allein hoffen kann ich, dass der Wind das Gewitter nicht in meine Richtung bläst.

Ostronger Wald
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Bei Am Reithern geht es vorbei am Friedenskreuz, einem 18 m hohem Kreuz, und dann nochmals kurz auf der Bundesstraße bis ich den Ostronger Wald und damit reichlich Waldstraße erreiche. Grober, scharfkantiger Schotter erschwert das Vorankommen. Jetzt befinde ich mich auf dem Granit- und Gneishochland des Waldviertels. Teilweise wird es auch etwas matschig. Die Regenfälle der letzten Tage haben ihre großen Pfützen hinterlassen. Aber hindurchzufahren, macht schon Spaß. Vielleicht sollte ich öfters so eine Mountainbiketour unternehmen.

Waldweg im Ostronger Wald

Bis zum Höchstpunkt der Route ist es nicht mehr weit und ab dann geht es flott für mich über die verstreuten Bauernhöfe der Rotte Feldmüllerstall bergab. Erst jetzt bemerke ich erste Tropfen, die auf mich herabfallen. Der Donner grollt auch mit fürchterlicher Mächtigkeit. Aber mir scheint, als befinde ich mich noch am Rande des Gewitters.

Kurz vor der Bundesstraße hoppelt noch ein Hase über die Schotterstraße. Ihn stört das nahende Gewitter und der schnell, heran rauschende Radfahrer nicht. Gemütlich hoppelt er zurück in den Wald.

Dicke Regentropfen
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Sowie ich Hofamt Priel erreiche, setzt der Regen ein. Es schüttet wie aus Eimern, aber gleichzeitig blitzt schon die Sonne wieder hervor. Lange kann der Schauer nicht dauern, denke ich mir. Ich setze meine Fahrt durch die Ortschaften bei Hofamt Priel am Rande des Ostronger Waldes fort. Erst als ich wieder auf ein Waldstück bei Rottenhof treffe, lege ich eine Pause ein und warte bis der Regen vorbeizieht. Unter schützenden Bäumen lässt sich der Regen leichter abwarten.

Zudem zeigt sich vor mir ein wunderbares Panorama über die Donauschlinge, Ybbs, Persenbeug und Gottsdorf. Sogar den Ötscher könnte man sehen, wenn nur nicht das Wetter in den Bergen wäre. Glücklicherweise verschwindet das Gewitter über mir schnell und die Sonne macht sich breit. Sie bleibt mir für die restliche Fahrt erhalten. Ich halte nach einem Regenbogen Ausschau – finde aber keinen.

Steinbruch Loja
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Beim Naturfreundestein folgt der zweite längere Anstieg, zuerst zum Steinbruch Loja und dann bis zum Hirschensprung. Das letzte Mal, als hier mit dem Rad gefahren bin, musste ich noch kurz nach dem Steinbruch absteigen. Zu viel bin ich auf dem groben Schotter gerutscht und die Ausdauer fehlte mir damals auch. Aber heute konnte ich alles gut durchtreten. Ein kleiner erfreulicher Fortschritt.

Steinbruch Loja im Ostronger Wald.

Goldig schimmern der Kersantit und der Granitporphyr, die im Steinbruch abgebaut werden, im Abendlicht der Sonne. Heute, am Wochenende, ist es ruhig. Ansonsten hört man manchmal die ein oder andere Explosion, wenn Stein aus der Hügelflanke gebrochen wird.

Die Schotterstraße führt tiefer und tiefer in den Wald. Einmal weiche ich auf einen kurzen, spaßigen Trampelpfad aus. Das Wasser steht hoch auf der Forststraße und Durchfahren sollte ich es, wie so viele Radfahrer vor mir, besser nicht. Das letzte Stück des Anstieges ist nun geschafft, ab jetzt geht es nur mehr bergab.

Tumlingbachtrail
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In Kracking komme ich aus dem Wald. Von hier aus kann ich die nahe Basilika Maria Taferl gut erkennen. Ich folge kurz einem flachen Feldweg bevor der abschließende Trail durch die Tumlingbachschlucht folgt. Über Stock und Stein fahre ich runter. Aber ganz traue ich mich nicht, die Bremse zu lösen.

Maria Taferl und Pöchlarn von Kracking aus gesehen.

Und das zurecht. Zweimal muss ich scharf abbremsen, um nicht in umgefallene Bäume zu krachen. Ich schiebe es gebückt unterhalb durch. Trotzdem ist die Abfahrt ein großer Spaß, auch wenn ich eher langsam bin.

Entlang der Donau auf der Scheibe
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Unten angekommen unterquere ich die aufgelassene Donauuferbahn. Zwischen Sankt Nikola und Emmersdorf verkehrt schon länger kein Zug mehr. Die Strecke ist baufällig und die Gleise schon demontiert. Ein paar verbliebenen Viadukte bezeugen jedoch noch, dass früher hier einmal eine Eisenbahn gefahren ist.

Das letzte Teilstück erfolgt dann auf flachen Straßen und Feldwegen auf der Persenbeuger Scheibe immer entlang der Donau. Teilweise überschneidet sich hier die Kaiser-Strecke mit dem Donauradweg. Dazwischen wechselt man immer wieder auf Feldwege, die näher an der Donau liegen, als der eigentliche Donauradweg. Wenn man möchte und genug vom Schotter hat, kann man gleich den Donauradweg nehmen. Beide Wege führen schließlich zum Hauptplatz in Persenbeug.

Die Sonne steht zwar schon tief, aber etwas Zeit hab ich noch, um an der Donau entlang zu trödeln. Weit habe ich es zum Glück nicht Heim und ich freue mich schon auf eine Bratwurst. Eine schöne Runde geht zu Ende.

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